Was bedeutet systemische Familientherapie?

Die systemische Einzel-, Paar- und Familientherapie Therapie ist in Österreich ein anerkanntes und eigenständiges psychotherapeutisches Verfahren und wird oft als systemische „Familientherapie“ bezeichnet.

Das Grundziel jeder Familientherapie ist, die Kommunikation, Einstellungen und Beziehungen einer Familie gemeinsam so herauszuarbeiten, dass die Familie/das System die zu Bewältigung anstehende Situation auf ihre Art besser bewältigen kann, also für ihr Problem ihre Lösung findet und ihre Ziele erreichen kann.

Im Gegensatz zu vielen anderen Therapien können die Sitzungen in unregelmäßigen und oft größeren Abständen stattfinden, dies richtet sich nach dem Bedarf der KlientInnen.

Jeder Mensch ist für sein eigenes seelisches Erleben ein Experte. Manchmal ist durch negative Beziehungserfahrungen, Traumata oder psychische und physische Erkrankungen dieses Wissen um die eigene Kraft und Kompetenz verschüttet und steht nicht oder nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. Durch spezifische Frage- und Gesprächsführungstechniken, die dazu anregen, gelingt die gemeinsame Annäherung an eigene Fähigkeiten und an Stärken des Systems. Dadurch kann die Selbstwirksamkeit und der Selbstwert gefestigt werden. Der Weg zum seelischen Wohlbefinden/zur seelischen Gesundheit wird erkennbar und gangbar.


Wo ist systemische Familientherapie hilfreich?

  • Belastende Kommunikation innerhalb der Familie/des Systems
  • – z.B.: häufige Konflikte; Familienmitglieder fühlen sich nicht verstanden oder nicht gehört; Entfremdung der Familienmitglieder, Schwierigkeiten in Schule oder Beruf

  • Lebensveränderungskrisen
  • – Bei Verlusterlebnissen innerhalb der Familie durch Trennung, Todesfälle und Verlust der körperlichen Integrität nach schweren Erkrankungen bei sich selbst oder bei Familienmitgliedern (pflegende Angehörige); nach Erleben eines belastenden Ereignisses oder Traumas aktuell oder in der Vergangenheit (z.B. durch Unfälle, Überfälle, Naturkatastrophen, Gewalt- und Missbrauchserfahrungen)

  • Umgang mit (chronischen) Erkrankungen
  • psychische Erkrankungen mit Symptomen wie z.B:
  • – anhaltende Traurigkeit und die Unmöglichkeit, Freude zu empfinden, Lustlosigkeit und Perspektivenlosigkeit, Schlafstörungen und tiefgreifende körperliche und seelische Erschöpfung, die die Bewältigung des Alltags kaum mehr zulassen

    – ständiges Angetriebensein, nicht zur Ruhe kommen können, Schlaflosigkeit, das Gefühl alles schaffen zu können, Risikofreude oder riskantes Verhalten in zwischenmenschlichen oder auch finanziellen Belangen in dem Ausmaß, dass es für die Familie oder gute Freunde als befremdlich oder ungewöhnlich erlebt wird

    – anfallsartig auftretende Angstzustände oder Angst als ständiger Begleiter, die dazu führt, dass ein Verlassen der Wohnung unmöglich wird und dadurch Probleme in Beruf und Schwierigkeiten im Familienalltag entstehen

    – das Gefühl, beobachtet oder verfolgt zu werden, beeinflusst zu werden durch Medien oder durch Gedanken anderer Menschen, das Hören von beschimpfenden oder urteilenden Stimmen, das Sehen von Menschen oder bedrohlichen Lebewesen, die Angst machen, die Unmöglichkeit, seine persönlichen Grenzen zu wahren und das Gefühl, beeinflussbar zu sein oder sich aufzulösen

    – permanente innere Anspannung, Gefühl der inneren Leere, der Schritt zu Selbstverletzungen, um sich spüren zu können, häufig wechselnde Stimmung zwischen gereizt und euphorisch, Angst, von einem Menschen verlassen zu werden bei gleichzeitiger Sorge, diesem Menschen emotional zu nahe zu kommen oder ohne Alkohol oder Beruhigungsmittel den Alltag nicht bestehen zu können

    – immer wiederkehrende oder anhaltende Schmerzen, die nur mäßig auf Schmerzmedikation ansprechen und wo trotz vielfacher körperlicher Abklärung keine organische Ursache gefunden werden konnte. Über längere Zeit anhaltende Konzentration auf den eigenen Körper, seinen Reaktionen und seinem Erscheinungsbild mit dem Versuch, durch Kontrolle z.B. des Körpergewichts sich besser zu fühlen.